Diebstähle, Schlägereien, Messerstechereien, Raubüberfälle, Drogenhandel: Die Schützenmatte wurde im Sommer zum Inbegriff für Unsicherheit im Öffentlichen Raum. Früher schob die Politik bei Gewalt-Schlagzeilen gerne der Reitschule die Schuld zu, verweigerte die sich ja grundsätzlich gegen mehr Kooperation mit der Stadt. Dieses Jahr aber brachte unter anderem die Reitschule mit ihrem offenen Brief an den Gemeinderat die Problematik aufs Tapet. Denn: Auch sie ist betroffen von mehr Menschen und mehr Übergriffen – bei gleichbleibendem oder sogar weniger werdendem Personal. Angesichts der Zuspitzung der Lage stellt sich die ein oder andere Frage.
Ein unbequemer Verdacht
Warum zum Beispiel stürmte die Kantonspolizei 2018/2019 zeitweise wöchentlich die Reitschule, um vermutete Drogendealer zu stellen? Warum liess sie gleichzeitig Menschen alleine, die von Banden ausgeraubt werden, obwohl sie mehrfach alarmiert wurde? Warum ist die Drogen-Einheit Krokus zuständig, deren Fokus eben «Drogen», und nicht «Raub» ist, obwohl letzteres das weitaus grössere Sicherheitsproblem darstellt? Hinter der Kantonspolizei versteckt sich gerne der Berner Gemeinderat. Obwohl die Stadt als Leistungseinkäuferin mitentscheidet, wie und wo die Polizei ihre Ressourcen einsetzt. Und eben die Reitschule und die Schützenmatte als «Schwerpunktauftrag» an Krokus delegierte. Die 450`000 Franken, die PlatzKultur für die Bespielung der Schützenmatte erhielt, reichen nicht mal ansatzweise für einen Sicherheitsdienst. Interkulturelle Soziale Arbeit kommt nun, endlich. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Stadt dieses Chaos einkalkuliert hat. Mit zunehmender Überforderung der Betreiber der Schütz und der Reitschule könnten die beiden (unterschiedlich gewachsenen) Freiräume bald an die Belastungsgrenze kommen. Wer es aus eigener Kraft nicht mehr schafft, muss um Hilfe bitten – zum Beispiel die Stadt, oder sogar die Polizei. Damit wäre das Ziel der Befriedung der Reitschule mit dem Umweg «Schützenmatt-Belebung» relativ zügig erreicht.