Es ist Oktober 2024 und somit dauert die jüngste Gewalteskalation in Palästina und Israel bereits ein Jahr. Aus Sicht des megafon, einer Zeitung mit links-politischem Anspruch, jährt sich diesbezüglich eine Art der Berichterstattung, welche bewusst oder fahrlässigerweise zu kontextualisieren vermeidet. Es ist zu erwarten, dass auch ein Jahr später medial die Perspektiven israelischer Menschen zentriert werden, wenn über den siebten Oktober letzten Jahres berichtet wird. So wird das Leid israelischer Menschen instrumentalisiert, um nicht über die andauernde gewaltsame Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung sprechen zu müssen. Doch die Gewalt vom siebten Oktober 2023 geschah nicht in einem Vakuum, genauso wenig wie der andauernde Genozid an den Palästinenser*innen als Selbstverteidigung gerechtfertigt werden kann. Um Unterdrückung benennen zu können und gleichzeitig emphatisch für das Leid aller Menschen zu bleiben, finden wir es unerlässlich, die Wurzeln von Gewalt differenziert zu diskutieren. Wir haben dazu das megafon- Archiv auf Beiträge mit Palästina-Bezug durchsucht. Dieses Heft umfasst eine Auswahl an Texten, welche seit 1988 im megafon veröffentlicht wurden. Sie zeichnen ein vielstimmiges Bild von vier Jahrzehnten kolonialer Besatzung und Apartheid, von Hoffnung und Frustration gegenüber diplomatischen Verhandlungen und verschiedenen Widerstandsformen. Viele Themen sind heute so aktuell wie vor 40 Jahren. Wenig deutet darauf hin, dass ein Leben in Freiheit und Sicherheit für die Menschen zwischen dem Mittelmeer und dem Fluss Jordan möglich ist, solange die koloniale Besatzung Palästinas andauert. … »