Literarisches Text: magdalenaskueche

Ich und ein Tag

7:00

Ich schaue eine Weile durch die Vorhänge in den Himmel und danach an meinem liegenden Körper herab. Die grün-blaue Decke mit den Fischen und Korallen darauf ist mega aufgeplustert. Ich denke, dass ich diese Decke wirklich gerne mag.

7:10

Ich stehe vor dem Lavabo. Es ist eine Mischung aus rosa und beige und sieht so aus als würde es eigentlich meiner Grossmutter gehören. Ich stehe auf die Zehenspitzen und schaue mich im Spiegel an. Unter meinen Augen sind kleine Hügel. Ich nehme von der rechten Seite vom Lavabo mein gelbes Zwächeli und halte es unter den lauwarmen Wasserstrahl. Als es ganz nass ist, chnuschte ich es zu einem Ball zusammen und beisse rein. Ich sauge das lauwarme Wasser aus dem Zwächeli und schlucke es runter. Das mag ich sehr. Mein Bauch wird von innen ganz warm. Ich entfalte das Zwächeli wieder und schrubbe damit über mein Gesicht. Es tut auch ein bisschen weh. Ich versorge das Zwächeli und nehme den grünen Sträu aus dem Spieguschäftli. Ich nehme auch den SPLISS-Kur Spray heraus. Ich öffne meine Zöpfli und mache die Gummeli um mein Handgelenk. Dann spritze ich ein bisschen SPLISS-Kur in meine Haare. Es riecht nach Mango, Erdbeere und einfach mega fein. Dann kämme ich meine Haare. Sie glänzen mega. Das finde ich so schön an meinen Haaren.

12:25

Ich habe wenig Spaghetti bekommen und das nervt mich. Ich getraue mich aber nicht, etwas zu sagen. Ich nehme viel Pesto und Parmesan aus der gelben, halbmondförmigen Käseraffel. Die Spaghetti sind kalt, damit sich niemand die Zunge verbrennt. Wenn man mich fragt, ist das dumm. Denn so sind sie nämlich grusiger.

12:40

Auf dem Tisch steht eine riesige metalle Büchse und wir dürfen alle ein Schläckzüg nehmen. Ich nehme ein Fizzers. Wie immer.

12:45

Wir gehen zum Spielen ins Zimmer. Barfuss laufe ich die Treppe aus der Küche hoch. Ich spüre den groben schwarzen Teppich und der dicke weisse Holzrand jedes Trittes unter meinen Füssen. Ich laufe ganz langsam, denn es ist wie eine Massage. Oberhalb der Treppe auf einer Holzkante sitzt die Kuh und schaut mir zu.

13:30

Ich gehe noch schnell aufs WC. Es riecht nach Katzenklo und Duschmittel. Ich mag den Geruch sehr. Neben dem WC steht die Packung Feuchttücher mit dem Frosch drauf. Ich nehme eins und sauge den Duft mit meiner Nase auf. Das ist der beste Geruch.

14:30

In der Schule schaue ich von meinem Sitz aus immer wieder zu Mira. Sie hat die coolsten Kleider der ganzen Klasse und ist auch die schönste. Ich möchte so sein wie sie. Ich denke vielleicht lade ich nur sie ganz alleine an mein Geburtstagsfest ein.

15:45

In der Garderobe beim Turnen bin ich wieder die Letzte. Ich komme mir gar nicht langsam vor, aber die anderen sind trotzdem immer schneller. Die Träger von meinem Turnsäckli sind verknotet und es ist gar nicht gäbig zum anziehen. Ich habe jetzt aber keine Lust mich darum zu kümmern. Meine Lehrerin kommt die Garderoben kontrollieren, und sagt mir ich sei so langsam wie ein Schnägg. Es ist mir egal. Auf dem Nachhauseweg  laufe ich an allen Stationen vorbei. Die Wiese,  die stinkt, das Theresa-Lädeli, der alte Kindergarten, die Apotheke, der Spielplatz mit dem Ritti, der grosse Stutz rauf, das Gänsegehege, das Haus auf der dreieckigen Kreuzung, der Chrüzeichweg runter, dem Quartier entlang. Während ich laufe, muss ich die ganze Zeit an das riesige neue Trampolin von Tim denken. Ich hoffe, ich darf später noch ein bisschen darauf.

16:30

In der Badi lachen mich zwei Freundinnen aus, weil ich Badehosen wie ein Junge trage. Sie fragen mich, ob ich ein Junge sein will. Ich weiss es plötzlich grad selber nicht. Aber ich glaube nicht. Ich finde die Badehosen cool. Das weiss ich.

18:00

In der Hoschtet bin ich in der Hängematte. Wenn ich die Seiten rein klappe, kann ich mich drehen und mit dem Kopf gegen den Boden liegen. Ich glaube dieser Trick kann nur ich. Für eine halbe Stunde mache ich nichts ausser dem Garten zuschauen.

19:30

Auf meinem iPod habe ich neue Lieder. Ich mag es in meinem Bett zu liegen und ganz genau hinzuhören. So genau, bis ich das ganze Lied kenne. Jeder noch so kleine Teil davon. Das mache ich, bis ich einschlafe.