Neben dem Interview mit einem Aktivisten von Basel Nazifrei und einem Betroffenen der Strafverfolgung sprach das Megafon auch mit einem Aktiven der Kampagne 500k.ch. Was wir dabei erfuhren.
Die Kampagne 500k.ch sammelt Geld, um damit die Prozesskosten rund um die «Basel Nazifrei»-Demo von 2019 zu finanzieren. Die Staatsanwaltschaft hat sich nämlich nicht lumpen lassen und in allen bisherigen Prozessen extrem hohe Strafen – von Gefängnis- über Bewährungs- bis hin zu Geldstrafen – gefordert. Das Basler Strafgericht ist diesen Anträgen oft gefolgt. Dementsprechend teuer bezahlen die Verurteilten: Wenn man als Mensch ins Gefängnis muss oder einem zehntausende Franken aus der eigenen Tasche gezogen werden, bedeutete das oft den sozioökonomischen Ruin. Soziale Kontakte reissen ab, man wird gesellschaftlich stigmatisiert und traut sich nicht mehr so einfach an eine Demo, selbst wenn das Anliegen noch so wichtig ist.
Hier setzt 500k.ch an. Um gegen die Urteile der Strafjustiz vorzugehen und vor höheren Instanzen Freisprüche oder zumindest Milderung zu erreichen, braucht es Geld. Denn Einspruch zu erheben kostet: Anwält*innen müssen bezahlt, Tickets für Anhörungen und Prozesse müssen gelöst werden. 500k.ch gründete sich 2020, als klar wurde, woher der richterliche Wind bläst: Hin zu möglichst harten Strafen, die abschrecken und einschüchtern sollen. Eine kleine Gruppe von solidarischen Menschen aus Zürich begann, an einer grossangelegten Spendenkampagne herumzudenken, um die über 40 Angeklagten zu unterstützen – finanziell, aber auch moralisch. Im grossen Zürich kennt man sich wie in Bern auch. Es gibt vielleicht keine Reitschule. Aber die Vernetzung lebt, was 500k. eindrücklich beweist: Aus verschiedensten Ecken in Zürich begannen die Menschen, aktiv an 500k.ch mitzuarbeiten. Sei es mit Design-Vorschlägen, dem Drucken von Motiven auf Kleidungsstücken, mit Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, dem Gestalten einer professionellen Webseite, dem Schreiben von Spendenbriefen, dem Aufstellen von 200 Spendenbüchsen in (leider fast immer geschlossenen) Restaurants und Bars, mit dem Vertrieb eines Solidaritäts-Bier, mit einem Instagram-Account mit tausenden Followern.
Fussballszene, Kunst- und Design-Kuchen, Revolutionäre aus verschiedenen Polit-Gruppen, Hippies, Experimentierende, Direktbetroffene und Solidarische spannten zusammen und erreichten damit grosse Aufmerksamkeit in der Schweizer Öffentlichkeit. Comedians wie Lara Stoll oder Dominic Deville, die Wochenzeitung WoZ, die Republik oder Schweiz Aktuell berichteten über «Basel Nazifrei» und 500k.ch. Sie brachten die Problematik der Kriminalisierung von antifaschistischem Engagement zu einem breiten Publikum.
500k.ch setzt auf die Zivilcourage der Bevölkerung und aktiviert das linksliberale Milieu. Das Bündnis, das sich diesem einen Zweck verschrieben hat, versucht das Geld dort zu holen, wo es liegt: Bei Menschen in diesem Land, die der Polizei und der Justiz kritisch begegnen und nicht alles glauben, was «Recht» ist – und vielleicht nicht selber an einer Demo gegen Faschist*innen gehen. Solidarisch sein können sie aber auch, indem sie spenden und ihren Blick nicht gleich wieder abwenden, wenn die grosse Spendenbüchse gefüllt ist. Wann das sein wird, ist nicht klar. Nur so viel lassen die Aktivist*innen hinter 500k.ch durchblicken: Trotz Pandemie, die vieles verunmöglichte, trotz der enormen Kosten, die da kommen, es läuft gut. Sehr gut sogar. Die Prozesse werden noch lange dauern: Viele Angeklagte werden vor die nächste und übernächste Instanz ziehen, wenn es sein muss. Es kann also gar nicht gut genug laufen.