Zur eigenen Sache
Text: sak
Wider Erwarten ist das megafon als «Chefredaktion des Jahres 2021» ausgezeichnet worden. Wir freuen uns über die Anerkennung unserer Arbeit durch eine Mehrheit der Journalist*innen, die an der Abstimmung des Branchenmagazins «Schweizer Journalist:in» teilgenommen haben.
Seit sieben Jahren erscheint das megafon in der heutigen Form als Zeitung. Seit zwei Jahren publizieren wir auch Online und auf den Sozialen Medien. Die Publikationen des megafon «orientieren sich an Ansprüchen von Journalismus, Kunst, Gestaltung und Literatur», so heisst es in den redaktionellen Leitlinien. Doch so etwas wie eine «Chefredaktion», das findet sich im Organigramm, das die Arbeitsweise und die Entscheidungsprozesse festlegt, nicht.
Dass wir als etwas ausgezeichnet werden, das wir nicht haben und nicht sind, ist merkwürdig. Vielleicht gestatten sich einige Journalist*innen mit ihrer Stimme einen Seitenhieb auf ihre eigene Chefredaktion. Zum Beispiel eine Chefredaktion, der nicht gelingt, eine redaktionelle Arbeit ohne wiederkehrende Sparübungen und Entlassungen zu ermöglichen. Vielleicht freuen sich manche Kolleg*innen, dass redaktionelle Arbeit einen Eigenwert besitzt. Eine Gratiskraft, sodass sie auch ohne Bezahlung, scheinbar jenseits ökonomischer Zwänge und aus Freude an der Sache getan wird. Und vielleicht ist die Wahl in gewissen Fällen auch durch unsere journalistische Arbeit zu ansonsten kaum beachteten Zusammenhängen und Menschen begründet. Eine Arbeit, die die öffentlichen Plätze aufsucht und vor sogenannten digitalen Räumen nicht Halt macht.
Wer weiss. So ist das eben mit Wahlen: Die Entscheidung ist klar. Die Beweggründe bleiben vielfältig und interpretationsbedürftig. Heute freuen wir uns also über diese Mehrheit. Und Morgen befassen wir uns wieder mit der Wirklichkeit.